Biel, Nidau und der See – ein historisch gewachsenes, doch distanziertes Verhältnis. Wo die Stadt scheinbar am Ufer endet, eröffnet sich eine verzweigte Wasserlandschaft, die als wandelbare, blaue Infrastruktur die urbane Zukunft prägen könnte. Bahndämme, Strassen und Kanäle trennen Stadt und See und fordern ein neues Denken, um die Stadt atmosphärisch und geografisch enger mit dem Wasser zu verbinden.
Im Frühlingssemester 2025 werden kreative Hypothesen für neue Uferlandschaften und Übergänge erarbeitet, um den See als „urbanen Spiegel » und Identitätsstifter stärker in das Stadtbild zu integrieren. Im Atelier „Kooperative Architektur der Offenen Stadt“ untersuchen wir die Quartiere entlang der „Rue de Caractères“, zwischen Schüssquai und Zihlkanal. Ziel ist es, die Verbindung zwischen Stadt und See durch architektonische und städtebauliche Massnahmen zu stärken und die Rolle des Sees sowie weiterer Elemente der blauen Infrastruktur im Stadtbild zu beleuchten. Dabei berücksichtigen wir das bauliche Erbe, die Gestaltung bestehender Aussenräume und die Bedürfnisse der Quartiersnutzer:innen.
Das Semester konzentriert sich auf die Entwicklung eines dynamischen ‚kit urbain‘ – einer offenen Sammlung von städtebaulichen Interventionen, architektonischen Projekten und flexiblen Gestaltungskonzepten, welche die Beziehung zwischen Biel, Nidau und dem See neu erschliessen. Mit modularer und anpassungsfähiger Architektur wollen wir einerseits Räume schaffen, die sich je nach Nutzung und Jahreszeit verändern lassen, und andererseits ortsspezifische Architekturen entwickeln, die für vielfältige Nutzungen konzipiert sind. Am Ende des Semesters entstehen Visualisierungen, Modelle und ‚Histoires de Quartier‘, die nicht nur Visionen darstellen, sondern auch als handhabbare Werkzeuge für eine inspirierende, offene Seestadt dienen.
Das Semester fördert eine inter- und transdisziplinäre Arbeitsweise mit offenem Austausch zwischen Lehre, Forschung und Praxis. Individuell, in Gruppen, kollektiv und am „Table de Quartier“ als Gefäss des gegenseitigen Austauschs erkunden die Studierenden den Raum Biel mit analogen und digitalen Werkzeugen (Zeichnen, Modellieren, Simulieren usw.) und erhalten Inspiration durch Exkursionen sowie Fachinputs. Seminare und Optionskurse sind eng mit dem Atelier verknüpft und unterstützen beispielsweise die Entwicklung ortsspezifischer Analysen, die im „Atlas de Quartier“ dokumentiert werden. Die Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt:innen und Exkursionen auf See und Zihl vertiefen die Auseinandersetzung. Das Seminar „Ressourcen-Klima-Energie“ bietet zusätzliche thematische Schwerpunkte wie Stadtklima, Wasserökologie und Kreislaufwirtschaft zur Erweiterung der Entwurfsarbeit.
Auf verschiedenen Exkursionen besichtigen wir Projekte, die unsere Arbeit an den „Bienne Rives“ und der Auseinandersetzung mit der blauen Infrastruktur und ihrem Einfluss auf den Städtebau bereichern werden. Die Kosten für die Reisen werden möglichst tief gehalten.