Seit dem Aufschwung der Uhrenindustrie ab Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Wirtschaft und die Identität der Stadt Biel/Bienne und damit auch ihre Baukultur von der Industrie geprägt. In den letzten Jahren wurden wichtige Zeugnisse der Bieler Industriebaukultur abgerissen. Da mit jedem abgebrochenen Fabrikgebäude auch ein Stück Identität und Geschichte der Stadt verloren geht, hat sich Widerstand gegen diese Entwicklung formiert. Im Studienjahr 2023/24 erforschen beide Entwurfsateliers die Bieler Industriebaukultur. Wie ist sie entstanden, was macht sie aus, wie kann sie erhalten und weiterentwickelt werden? Was lernen wir von ihr?
Im HS2023 wird sich das Atelier Architektur & Areal/Weiterbauen mit der Weiterentwicklung der Nidauer Gwerdmatte zu einem gemischt-genutzten produktiven «Quartier am Wasser» befassen. Im Austausch mit dem Atelier Holz «Freizeitfabrik» zum (post-) industriellen «Alpha-Areal» und mit Blick auf die vielfältigen historischen und territorialen Perspektiven des Gebietes untersuchen wir die städtebaulichen Entwicklungspotentiale des Ortes hin zu einer offenen, zirkulären «Seefabrik». Dafür entwerfen wir massstabsübergreifende Räume der urbanen Produktion im kollektiven Zusammenspiel mit weiteren Nutzungen wie Wohnen, Schulen, Freizeit, Sport und Kultur. Das Atelier «Seefabrik» wird in enger Zusammenarbeit mit dem Atelier Architektur & Holz «Freizeitfabrik», externen Landschafts-Architekt:innen sowie dem BFH-Kompetenzbereich Dencity durchgeführt.
Das Semester ist geprägt von inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit und dem offenen Austausch zwischen Lehre, Forschung und Praxis. Wir arbeiten einzeln, in Gruppen und als Kollektiv. Exkursionen sowie Fachinputs bilden wichtige Inspirationen. Die Studierenden werden ermuntert mit analogen und digitalen Werkzeugen wie Zeichnen, Illustrieren, Collagieren, Fotografieren, Filmen, Modellieren und Simulieren zu experimentieren, um zeitgenössische, historische und theoretische Realitäten zu erkunden und Ideen auszudrücken. In Kollaboration mit dem Optionskurs «Partizipative Stadtentwicklung» werden qualitative Untersuchungen zu den in den Ateliers bearbeiteten Quartieren erfolgen und in Form eines «Quartieratlas» zusammengeführt.
Auf der Studienreise nach Belgien besichtigen wir Projekte mit spannenden Umnutzungs- und Erneuerungsstrategien, die unsere Arbeit an der Bieler Industriebaukultur befruchten werden. Die Kosten für die Reise werden möglichst tief gehalten, indem wir über Nacht per Flixbus reisen und in einem günstigen, aber guten Hostel übernachten. Für die Recherche- und Entwicklungsarbeiten am «Quartier am Wasser» ist zudem der Einsatz eines Bootes vorgesehen.