Was ist die Geschichte? Man ist nicht realistisch, wenn man keine Fantasie hat. Realistische Fantasie tut den Architekten not. Es geht nicht ums Tagträumen von Hirngespinsten, sondern um das abwägende Erdenken anderer, neuer Zuständen. Ort der Handlung ist das Spital Beaumont. Gegeben ist das riesige Konglomerat, gesucht ist seine Zukunft. Was soll daraus werden, aber wichtiger noch, wie?
Die Aufgabe ist das Erfinden einer Geschichte, genauer des Entstehungsprozesses. Ihn zu erzählen, ist die Aufgabe. Es gilt nicht bloss ein fernes Ziel zu setzen, einen besten Zustand zu konstruieren, nein, entscheidend ist die anschauliche Beschreibung des Weges dorthin. Die realistische Fantasie anerkennt die Beaumont-Tatsachen. Sie behandelt sie aber auf ihre Weise.
Es ist das Stück «Die zweite Altstadt», das hier aufgeführt wird. Es gibt darin Mitspieler, die ihre Rolle spielen, es gibt Umstände, Geldflüsse, Unfälle, Überraschungen, Hoffnungen, Enttäuschungen. Dreissig Jahre Um- und Ausbau liegen vor dem Schreiber, sie müssen mit Leben gefüllt werden.
Wie organisiert man einen solchen Umbau? Wie steuert man die Operation? Wer entscheidet? Wer zahlt, wer verdient, wer verliert? Nicht nur das Ziel und der Weg ist zu erfinden, ebenso der Prozess der Ausführung.
Die realistische Fantasie ist eine Methode.
Will man ein grosses Werk errichten, muss man zuerst seine Geschichte erzählen. Sie weckt Hoffnung, Begeisterung und Tatendrang. Das ist die Aufgabe der Architekten. Sie sind die Steuerleute der machine à émouvoir Le Corbusiers. Das zu üben, ist das Lernziel.
Seminarbetrieb, l’idée vient en parlant. Die Erzählform der Geschichten bleibt offen und geht vom Prosatext über Comic bis zum Film. Allerdings ist das Publikum zu bedenken, die Allgemeinheit, was Allgemeinverständlichkeit voraussetzt.
Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit dem Bachelor Architektur angeboten.