Unser Bausystem hat sich erheblich verkompliziert und basiert heute auf einer zunehmenden Vielfalt verarbeiteter Materialien, die aus energieintensiven industriellen Prozessen stammen und petrochemische Bindemittel sowie Bestandteile aus allen Teilen der Welt enthalten. Diese Materialien werden selten unter Berücksichtigung ihrer ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen ausgewählt. Können wir diesen Trend umkehren, indem wir lokale Ressourcen und handwerkliches Wissen sowohl als Inspirationsquelle als auch für Innovationen nutzen? Dies ist das Ziel dieses Studios, das Biel, seine Region und seine Verbindung zum See als Studien- und Experimentierfeld nutzt.
Zunächst schlagen wir vor, die lokalen Ressourcen an Materialien und handwerklichem Wissen zu kartieren. Anschließend sollen Programme zur Wiederanbindung an den See entwickelt werden – entweder durch kleinere oder mittelgroße Neubauten oder durch die Umgestaltung bestehender Strukturen. Anhand einer Palette konstruktiver Details, inspiriert durch die Untersuchung des Territoriums und bestehende europäische Beispiele, entwickeln die Studierenden Projekte, in denen das konstruktive Detail zum Fundament des Projekts wird. Das Ziel ist es, die Verbindungen zu vereinfachen, um ihre Reparierbarkeit und Anpassungsfähigkeit zu erleichtern.
Das Semester wird mit der Realisierung architektonischer Fragmente im Maßstab 1:1 abgeschlossen. Diese Elemente werden keine einfachen Mock-ups sein, sondern konstruktive Erzählungen, die zu einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit dem Territorium und seinen Ressourcen, dem lokalen handwerklichen Wissen und den ästhetischen Möglichkeiten, die daraus entstehen, anregen.
Dieses Semester ist geprägt von inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit sowie einem offenen Austausch zwischen Lehre, Forschung und Praxis. Es wird individuell, in Gruppen und kollektiv gearbeitet. Exkursionen und Beiträge von Fachleuten bereichern die Inspiration und fördern das Nachdenken. Die Studierenden werden ermutigt, mit analogen und digitalen Werkzeugen – Zeichnung, Illustration, Collage, Fotografie, Film, Modellbau und 1:1-Fertigung – zu experimentieren, um zeitgenössische, historische und theoretische Realitäten zu erforschen und ihre Ideen auszudrücken.
Das Studio findet in Biel statt, mit ein oder zwei Exkursionen in der Region Biel, die jeweils als Tagesausflug geplant sind, um die Reisekosten so gering wie möglich zu halten. Die Materialien für die Mock-ups im Maßstab 1:1 werden aus dem Budget des Studios finanziert oder im Rahmen von Partnerschaften beschafft.