Städte waren schon immer Orte mit gemeinsamen Ressourcen und Praktiken. Beim Entwurf und Bau der Architektur der Stadt mussten sich Architekt*innen, Planer*innen, Bauherr*innen und Bewohner*innen mit einer Reihe gemeinsamer Ressourcen an bestimmten Orten und Geografien auseinandersetzen. Das gilt auch am Siedlungsrand, jenem weitgehend zufällig entstandenen, unscharfen Raum, der sich wie eine Endlosschleife durch die Schweizer Stadtlandschaften zieht. Zu diesem gehören Orte, die bei den Bewohner*innen der Agglomeration besonders beliebt sind: stadtnah, aber mit viel Grün direkt vor der Haustür. Das Atelier Areal konzentriert sich am Rand von Ostermundigen auf die hier bestehenden und möglichen «Commons» sowohl als konkrete (Frei-)Räume am Rande der Siedlung, in denen gemeinsame Ressourcen (ererbte, materielle und immaterielle) genutzt werden, als auch auf innovative Praktiken der Zusammenarbeit unter Citoyens, die zur räumlichen Entwicklung beitragen. Gemeinsam werden wir den Fragen nachgehen, wem der Siedlungsrand gehört und was er zum Gelingen unseres Zusammenlebens beitragen kann. Dazu analysieren und entwickeln wir ausgehend vom Mösliquartier und seinen benachbarten Landschaftsräumen einen prototypischen, gemeinschaftlichen Siedlungsrand.
Im interdisziplinären Team der Schwerpunkte Areal und Holz geht es darum, gemeinsam die verschiedenen räumlichen Eigenschaften und sozialen Phänomene des Schwellenraums zwischen Siedlung und Landschaft zu erforschen. Ausgehend von der bestehenden Situation werden wir im Dialog geeignete Instrumente definieren, um die städtebaulichen Potenziale unseres Perimeters am heterogenen, bunten Rand von Ostermundigen darzustellen. Diese bilden die Grundlage für die Erzählung, die ein Entwicklungsszenario für einen durchlässigen, aneigen- und gestaltbaren Siedlungsrand mit unterschiedlichen typologischen und programmatischen Tiefenbohrungen (sowohl Gebäude als auch Freiräume mit u.a. Kultur-, Sport- und Erholungsfunktionen) vorsieht. Wir hinterfragen dabei insbesondere die Nutzungsflexibilität dieser Räume, ihren baukünstlerischen Anspruch sowie ihre Einbindung in das tägliche Leben der Nachbarschaft. Ziel ist es, eine kritische Haltung gegenüber zeitgenössischen architektonischen, städtebaulichen und sozialen Fragen zu entwickeln. Mit dem Semesterprojekt werden aktuelle Diskussionen und Ideen für eine mögliche «Dritte Allmend» in der Stadtregion Bern aufgenommen und im Dialog mit beteiligten Stakeholdern weiterentwickelt.
Das Atelier Architektur & Areal/Weiterbauen wird zusammen mit dem Atelier Architektur & Holz durchgeführt. Die räumliche und soziale Struktur des Siedlungsrandes wird in atelierübergreifender Gruppenarbeit analysiert. Daraus werden Planungsstrategien und Gestaltungskonzepte für neue Formen des Zusammenlebens abgeleitet und exemplarisch erprobt. Die Studierenden werden dabei spezifische architektonische Werkzeuge wie Zeichnen, Schreiben und Modellieren verwenden, um zeitgenössische, historische und theoretische Realitäten zu erkunden. Die Studierenden werden ermutigt, verschiedene Methoden zur Erstellung von analytischen und interpretativen Zeichnungen zu erproben. Ausgewählte theoretische Inputs aus Soziologie, Architektur und Urbanismus sowie klimagerechtes Bauen liefern den notwendigen Hintergrund für die Projekte des Semesters. Die Seminare 2 (Commons) und 3 (Soziologie) schlagen inhaltliche Brücken zwischen Theorie und Lehre und bieten zusätzliche Inspirationen.